Abt Notker Wolf spricht im Klösterle über Ethik in der Digitalisierung

Maschinen machen keine Hoffnung

Abt Notker Wolf spricht im Klösterle über Ethik in der Digitalisierung

Schwäbische Zeitung, Montag 27. Mai 2019 

Ravensburg:

Eine außergewöhnliche Veranstaltung mit einem hochkarätigen Gastredner haben rund 200 Besucher am Freitagabend in der Klösterle Mädchenschule in Ravensburg erlebt. Abt Notker Wolf hielt einen Vortrag zum Thema „Digitalisierung braucht Ethik“. Er ist der ehemalige oberste Repräsentant der mehr als 20 000 Benediktiner weltweit und ein bekannter Buchautor. Nach Ravensburg eingeladen hatte ihn Angela Jacobi. Sie kümmert sich mit ihrer gleichnamigen Stiftung um Waisen- und Straßenkinder in aller Welt. Im Rahmen dieses Engagements hatte sie den Abt kennen- und schätzen gelernt.

Immer muss der Mensch im Mittelpunkt bleiben

Notker Wolf ist ein beeindruckender Mensch mit vielen Facetten. Gleich mit seinen ersten Worten zog er die Zuhörer in seinen Bann. Er sprach über Annehmlichkeiten und Gefahren der Digitalisierung und über die Notwendigkeit, ethische Werte in dieser stürmischen Entwicklung intensiv zu diskutieren und einzufordern. „Worauf soll das Ganze hinauslaufen?“, fragte er zu Beginn und suchte dann die Abgrenzung zwischen Mensch und Maschine. Seine Kernaussagen: Zentrale Werte im Leben wie Spontaneität können Maschinen nicht ersetzen. Es fehlt die Psyche. Maschinen können keine Hoffnung machen oder ermutigen. Sie haben keine Emotionen wie Ärger oder Wut und keine Kreativität. Empathie ist eine Form der menschlichen Qualität, und der zentrale Punkt im Leben ist die Liebe, die niemals durch eine Maschine ersetzt werden kann. „Der Roboter wird den Mensch als Mensch niemals ersetzen“, darin ist sich der Abt sicher.

Notker Wolf sprach auch von Verantwortung und Individualität. Die Individualität mache die Würde des Menschen aus. Dies gelte allerdings nur in der westlichen Welt. Auf seinen vielen Reisen um die Welt habe er am Beispiel China gesehen, dass dies durchaus nicht überall so sei. Dort zähle das Individuum überhaupt nichts. Während bei uns der Staat für die Bürger da sei, sei es dort andersherum. Darin sieht der Abt durchaus eine Gefahr, denn seiner Ansicht nach strebt China die Weltherrschaft an, und der Westen muss seine Werte unbedingt verteidigen.

Von seinen vielen Facetten zeigte der Abtprimas auch noch seine musikalische Seite. Er ist begeisterter Musiker, und da ist seine Bandbreite riesig. Im Jahr 2008 spielte er auf seiner Rockgitarre zusammen mit Deep Purple „Smoke on the water“ auf der Bühne. Und an diesem Freitagabend im Klösterle in Ravensburg spielte er zum Abschluss seines Vortrags auf der Querflöte ein Menuett von Johann Quantz.

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